von Sanja Plevovic
Mit Sicherheit wirst Du, genau wie ich und viele andere, regelmäßig mit E-Mails beschickt, die Dich im Leben finanziell weiterbringen sollen. Weil wir hier auf 1×1-FINANCE über Geld, Geldanlage und Wohlstand schreiben, bleiben wir auch beim Thema. Geld.
Kommen wir wieder zu den Ratgeber-E-Mails zurück. War bei den Mails schon einmal eine dabei mit dem Titel „Diese zehn (oder zwölf oder 15) Dinge werden Dich arm machen!“?
Gehen wir der Sache doch einmal auf den Grund. In solchen Aufzählungen stehen dann die genannte Anzahl Dinge, die wir auf keinen Fall tun dürfen, weil wir sonst über kurz oder lang arm sein werden. Das sind dann solche Sachen wie:
Sowas bringt doch nichts. Es gibt so viel unsinniges Zeug, das ebenfalls nur dazu führt, noch mehr unsinniges Zeug zu kaufen. Das kann kein Ratgeber alles auflisten. Besser wäre es doch, wenn es ein Schema gäbe, nach dem Du bei allem, was Dir über den Weg läuft, sofort und aus dem Bauch heraus urteilen kannst, ob es zu den Dingen gehört, die für Deinen Weg zum Wohlstand schädlich sind.
Wünsche werden bei uns sofort erfüllt, wenn sie sinnvoll sind. Deshalb saßen wir zusammen, und haben uns überlegt, wie man die immer wiederkehrenden Mahnungen der Ratgeber-Mails in Charaktereigenschaften überführen kann, an denen Du dann gezielt arbeiten kannst. Mir kommt jetzt die Ehre zuteil, darüber zu schreiben. Diese Kategorien sind Freiheit, Unfug und Wurschdigkeit.
Freiheit ist nicht das Problem, sondern nicht frei zu sein – das ist das Problem. Die wohlmeinenden Ratgeber stellen meist typische Laster wie Rauchen oder Alkohol ganz oben auf die Liste, und werden damit dem Thema nicht im Ansatz gerecht. Eine Zigarette (so hat mir mein Kollege Jens bestätigt) kann – genau wie eine Pfeife oder eine Zigarre – ein wohltuender Entspannungsritus sein, oder einfach eine Freizeitvergnügung. Soll jetzt jeder auf dieses Vergnügen verzichten? Das sehe ich nicht so!
Wer gerne in der lauen Abendluft auf der Terrasse ein Pfeifchen schmaucht, oder mit Freunden im Kaminzimmer bei einer Zigarre die Welt rettet, tut sich doch was Gutes! Hier kommt die Freiheit ins Spiel.
Eine Freundin von mir besteht darauf, dass sie morgens sofort nach dem Aufstehen „erstmal eine Zigarette braucht“. Genau damit hat sie die Freiheit verloren. Sie raucht, um ihren ‚normalen‘ Zustand zu erreichen. Sie hat keinen Lustgewinn, keinen Vorteil davon. Deshalb ist bei ihr das Rauchen verprasstes Geld.
Ich zum Beispiel trinke gerne mal ein Glas guten Wein, am liebsten Crljenak aus meiner Heimat. Ich will jetzt nur ein Bisschen angeben, ich weiß natürlich, dass die Rebsorte in den deutschen Läden als „Primitivo“ bezeichnet wird, wenn der Wein aus Italien kommt, und als „Zinfandel“, wenn die USA Herkunftsland sind. Es ist der gleiche Wein, und er kommt im Ursprung aus Kroatien – und dort heißt er „Crljenak“.
Bild: Sieht geil aus und taucht auch was: Goldbarren (Foto: Scottsdale Mint / Unsplash)
Den trinke ich bei einem leichten Essen, oder auch mal einfach so, wenn ich im Heimkino einen spannenden Film aufgelegt habe. So ein großer Kelch kostet mich dann umgerechnet rund drei Euro, und ist jeden Cent wert. Aber: Ich habe vor einigen Jahren mal einen Mann reden gehört, der sagte so salopp, „wenn ich von der Arbeit im Büro heimkomme, brauche ich erstmal ein paar Schnäpse, um runterzukommen!“. Bei ihm ist es Verschwendung, weil er den Schnaps trinkt, ohne einen Gegenwert zu erhalten – auch wenn er für seine paar Kurzen nicht mehr Geld bezahlt, als ich für mein Glas Wein.
Viele Dinge im Leben beginnen mit „Ich muss…“ oder mit „Ich brauche…“ – und das kann je nach Typus alles Mögliche sein: das Nagelstudio, der Stehkaffee an der Ecke, der Besuch in der Disko oder das Wochenende in der Spielbank. Darauf kannst Du achten. Immer dann stehen dahinter Angewohnheiten, die Dich arm machen werden.
Auch viel Unfug beginnt oft mit den Worten „Ich brauche…“. Bei dieser Kategorie geht es aber um alltägliche Dinge, die wir tatsächlich brauchen, angefangen bei Kleidern, aufgehört beim Smartphone. Wenn Du zu denen gehörst, die alle zwei Jahre ein neues Auto „brauchen“, bei denen ein Becher Kaffee nur dann gut ist, wenn vorne „Starbucks“ draufsteht, oder die einen grünen Salat nur dann genießen, wenn er vom hippen Italiener aus der Fußgängerzone stammt, dann gehörst Du auch zu denen, die vom Unfug arm gehalten – oder sehr bald arm gemacht werden.
Der Ausweg heißt Pragmatismus. Mache Dir klar, welche Eigenschaften bzw. Funktionen Dein Auto haben muss, dann fahr genau dieses Auto, bis es auseinanderfällt. Entscheide, welche Apps auf Deinem Smartphone laufen müssen, und schaffe Dir Modell an, das diese Anforderungen erfüllt – dann verwende es, bis es nicht mehr geht.
Übrigens – doch das gilt eigentlich für jeden Bereich des Lebens: Nutze Dein Hirn regelmäßig und füttere es mit guten Informationen. Schon einen Einwegbecher-Kaffee zu trinken, von dem Du nicht weißt, was genau drin ist (obwohl man sich heute jede erdenkliche Kaffee-Variante daheim selber machen kann), und dafür mehrere Euros zu bezahlen, geht eigentlich nicht, wenn man halbwegs Verstand besitzt.
Positiv aufgeladene Energie-Wasserflaschen sind der schärfste Angriff auf die Vernunft. Jede 10-Sekunden-Google-Suche bestätigt Dir, dass man gefiltertes Leitungswasser (manchmal mit zugesetzten Mineralien und/oder Aromastoffen) in einer hippen Plastikflasche produziert und für irre Geldbeträge anbietet. Das Geschäft läuft gut, weil es noch genügend Dumme gibt. Zu denen willst Du doch nicht gehören, oder?
Die Wurschdigkeit… die hat mich erstmal vor ein Problem gestellt. Ich kenne kein offizielles Wort dafür. Es ist die Charaktereigenschaft, wenn man ohne echten Plan durchs Leben geht, wenn man alles passiv aufnimmt, wenn man sich zu nichts wirkliche Gedanken macht. Ich bleibe jetzt einfach bei dem Wort.
Die Wurschdigkeit lässt uns Dinge tun, ohne nachzudenken oder nachzurechnen. Damit ist keine allgemeine Schlampigkeit gemeint, dass man wichtige Termine verschläft, zum Beispiel, oder sich nicht rechtzeitig um die Steuererklärung kümmert.
Es versteht sich von selbst, dass ein Spruch wie „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“ aus Deutschland kommt. Es ist der Ursprung kritischer Haltung gegen die Wurschdigkeit. Du kannst das wirklich an vielen Gelegenheiten selber beobachten. Ich erzähle mal, was ich selber den lieben langen Tag lang zu sehen bekomme.
Trinkst Du gerne Coca-Cola? Coke wird in sogenannten „Pfandflaschen“ und in Einwegflaschen verkauft. Beide sind aus demselben Material, Polyethylenterephthalat – oft einfach ‚PET‘ abgekürzt. Das Coke selber ist natürlich auch das gleiche.
Aber sie kosten häufig unterschiedlich viel. Auf den Literpreis umgerechnet sind Preisunterschiede von 50 Prozent keine Seltenheit. Dennoch siehst Du bei den Menschen, dass sie einfach ins Regal greifen, und die Flasche nehmen, die sie als erstes sehen. Wurschdigkeit!
Heutzutage ist es deutlich krasser, als früher, inwieweit sich die Preise an den Tankstellen unterscheiden. Sprit mit gleicher Oktanzahl, in der gleichen Straße der gleichen Stadt, zum selben Zeitpunkt – sollte sich doch nicht im Preis unterscheiden, oder? Vielleicht ein Cent mehr pro Liter für Markenkraftstoffe… Wenn Du Dich umsiehst, kannst Du aber Unterschiede von bis sieben oder acht Cent erleben – in Sichtweite voneinander! Das habe ich selber gesehen, und nicht nur einmal.
Ist die eine Tankstelle wie ausgestorben, bei der anderen ist hingegen eine Schlange bis nach Castrop-Rauxel? Keineswegs! Die Leute scheinen einfach dort zu tanken, wo die nähere Tankstelle ist, aus der Richtung gesehen, aus der sie angefahren kommen.
Die anderen, vielen Beispiele spare ich mir hier. Du wirst sie ab heute täglich selber sehen, sobald Du damit angefangen hast, darauf zu achten. Jetzt habe ich Dich nämlich dafür sensibilisiert.
Achtest Du auf Preisnachlässe? Mache Dir mal einen Plan, wie Du die üblichen Sonderangebote nutzen kannst. Im Großen wie im Kleinen lassen sich hier beträchtliche Summen sparen.
Kleinvieh macht auch Mist
(Deutscher Sinnspruch)
Wie impulsiv bist Du? Abends auf dem Heimweg vom Club – gleich ins Taxi oder zehn Minuten auf den Bus warten? Das macht sich heftig im Portemonnaie bemerkbar. Der Hamburger oder die Currywurst duftet so lecker aus dem Imbissstand, dass Du nicht widerstehen kannst, obwohl Du eh gleich daheim bist, wo schon Dein Essen im Kühlschrank wartet..? Fang an, hier nur ein Wenig Disziplin einzuführen, und Dein Geldsack wird schon in Bälde prall gefüllt sein.
Wie schludrig bist Du? Hast Du Netflix schon gekündigt, da Du ja eh nie etwas anschaust? Zahlst Du noch für die Smartphone-App, die im ersten Monat gratis war, und danach kräftig kostet, wenn Du nicht aussteigst? Auch mit solchen Nachlässigkeiten kannst Du Unsummen verschleudern – oder sparen, wenn Du achtsam bist.
Freiheit (genauer gesagt: das Fehlen derselben), Unfug und Wurschdigkeit können Dich richtig teuer zu stehen kommen. Wenn Du diese drei Themenfelder ins Visier nimmst, und Dich sensibilisiert, wirst Du täglich neue Beispiele finden, wie Du früher Dein Geld unnütz verschleudert hast. Und nach einer Weile fragst Du Dich nur noch, warum Du da nicht selber drauf gekommen bist.
Sanja Plevovic
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, wirklich hilfreiche Informationen zu verfassen. Deshalb lehne ich jegliche Werbung in meinen Texten ab.