Warum der Euro-Raum die bankrotten Länder braucht

von Kessie Dönhurst

"Der Euro-Raum braucht bankrotte Mitglieder!". Jetzt werdet ihr sagen, da hat die Kessie wieder einen rausgehauen. Wozu braucht man denn Pleiteländer in der EU? Wäre es denn nicht viel besser, wenn alle Länder wirtschaftlich stark sind und im Verbund einen echten globalen Machtfaktor darstellen? Ja klar, sage ich dann, oberflächlich gesehen schon! Aber (und jetzt kommt’s):

Zum einen profitiert Deutschland als Exportland immens von schwachen Mitgliedern im Euro-Raum. Das hängt mit dem Wert, und damit dem Wechselkurs des Euros in andere Währungen zusammen. Die wirtschaftlich schwachen Länder sorgen tendenziell dafür, dass der Euro schwach ist, und aus diesem Grund kann Deutschland mehr exportieren.

Wie ein schwacher Euro dem Export hilft

Ich kann das am einfachsten anhand eines Beispiels erklären. Also: Bauknecht stellt eine Waschmaschine her, und die kostet in der Herstellung genau 500 Euro. Bauknecht exportiert die Maschine in die Schweiz. Abzüglich Transportkosten, Zoll, und Handelsspanne muss sie dort für 1000 Euro verkauft werden, damit Bauknecht noch etwas dabei verdient.

Der Wechselkurs von Euro und Franken bewegt sich schon seit einiger Zeit um 1:1, mal drüber, mal drunter. Bei einem starken Euro, der im Wechselkurs über dem Schweizer Franken liegt, müsste die eidgenössische Käuferin tendenziell mehr Franken auf den Tisch legen, also zum Beispiel CHF 1100. Ist der Euro hingegen schwach, aber der Franken stark, werden für die Schweizerin weniger Franken fällig, um ihren neuen Wasch-Vollautomaten in den Keller zu bekommen.

Schwacher Euro, gut für Bauknecht

Die Produktionskosten für Bauknecht bleiben die gleichen, unabhängig vom Wechselkurs des Euros. Die Arbeit, die unsere Schweizer Kundin erbringen muss, bis sie 1000 Franken verdient hat, ist ebenfalls die gleiche, unabhängig vom Wechselkurs.

Kostet die Maschine dank des starken Franken nur CHF 900, dann ist sie eher bereit, eine Bauknecht zu kaufen (anstatt einer Billigmarke), als wenn sie aufgrund eines schwachen Franken 1100 Stutz dafür hinlegen müsste. Bauknecht freut sich auf jeden Fall über die verkaufte Maschine und somit über den schwachen Euro.

Viele werden jetzt vielleicht einwenden, dass sie das doch schon wussten. Es ist allerdings auch nur ein oberflächlicher Effekt, immerhin einer, von dem die Menschen etwas haben. Schließlich produziert Bauknecht in Deutschland, also gibt es Arbeitsplätze. Doch die Politik wird von Politikern gemacht, und denen geht hauptsächlich um etwas ganz anderes. Deshalb erzählen sie gerne diese Geschichte, um vom wahren Grund abzulenken.

Tja - man kann ganz schön was lernen im Euro-Raum.

Geldvermehrung, Inflation und Schuldenschnitt - kleiner Blick zurück

Politiker sind ein teures Hobby. Deutschland nach dem Krieg war für Hobbys viel zu arm, zu zerbombt, zu hungernd. Eine Gruppe von sehr klugen Männern um Ludwig Erhard setzten deshalb für die zu gründende Republik eine Wirtschaftsform auf, die es bis dato noch nicht gegeben hat. Was sie sich vorstellten, war ein Land, das sich weitestgehend selber reguliert. Der Staat hatte nur noch die passive Rolle des Nachwächters. Dieses System wurde ‚Soziale Marktwirtschaft‘ genannt und wurde in etlichen Punkten im Grundgesetz verankert.

Die soziale Marktwirtschaft hat einige Zeit ganz gut funktioniert

Während unter den Kanzlern Adenauer bis Kiesinger eine einigermaßen produktive politische Kultur herrschte, begann die Bürokratie ab der Regierungszeit von Willy Brandt langsam zu wachsen. Wirtschaftliche und soziale Aspekte, die der Markt sehr gut zu steuern im Stande gewesen wäre, wurden nach und nach durch Gesetze und Verordnungen geregelt.

Eine Regulierungsmaßnahme wird zuerst erfunden, dann durchgesetzt, schließlich muss sie kontrolliert und Verstöße geahndet werden. Für jeden dieser Schritte waren weitere bürokratische Stabsstellen notwendig. Die Kosten der politischen Organe wuchsen. Merkt ihr, wo das hingeht?

Abkehr vom System Bretton-Woods

Dann kam das Jahr 1971. US-Präsident Richard Nixon beendete das sogenannte „Bretton-Woods“-System, und das kam das der Regierung Brandt gerade recht. Das Bretton-Woods-System sollte durch restriktive Geldmengenpolitik, feste Wechselkurse zwischen den internationalen Leitwährungen (US-Dollar, D-Mark, Franc, Yen, etc.) und eine feste Kursbindung an Goldreserven einen sicheren Schutz vor Inflation bilden.

Mit dem Ende von Bretton-Woods wurde auch der Goldstandard aufgehoben. Das war die Einladung für die Regierung Brandt, wachsende Staatsausgaben für die überbordende Bürokratie durch frisch gedrucktes Geld zu finanzieren. Damit einhergehend begann die Praxis der Giralgeldschöpfung. Für niemanden überraschend folgte im Jahr 1974 eine Wirtschaftskrise. Eine über viele Jahre stabile, niedrige Arbeitslosenquote von deutlich unter 1 Prozent wuchs schnell auf fast 5 Prozent.

Immer noch mehr Bürokraten

Auch unter Helmut Schmidt wurde die Regulierung und damit die Bürokratie ausgeweitet und mangels echter Einkünfte (siehe Grafik) durch immer mehr frisches Geld finanziert. Nach der Euro-Umstellung wurde durch die Regierungen Schröder und Merkel nochmal richtig auf die Tube gedrückt. Dabei gibt es aber immer ein Problem.

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Bild: das 'Duo Infernale' aus sinkenden Einnahmen und steigenden internen Kosten

Wie bringt man das neue Geld unters Volk?

Die Finanzministerien wissen, dass sie nicht einfach mehr Geld drucken können, ohne dass der Markt irgendwann einmal darauf reagiert. Fangen die Menschen an, zu spüren, dass es zu viel Geld gibt, verlieren sie das Vertrauen. Die Folge davon ist Inflation, und deren Folge üblicherweise noch mehr Inflation.

Hier kommen die Pleiteländer ins Spiel, aktuelles Beispiel das beinahe-bankrotte Griechenland. Ab dem Jahr 2008 wurde unübersehbar, dass die Griechinnen und Griechen deutlich über ihre Verhältnisse gelebt haben. Auf Pump, versteht sich. Das Geld dafür besaßen die griechischen Banken gar nicht, also schöpften sie es, in guter alter Manier. Plötzlich aber klaffte ein Loch, über das sogar Christian Lindner die Gesichtszüge entgleisen würden: mehrere hundert Milliarden Euro.

Wir haben die Finanzkrise so nicht kommen sehen, das muss man ganz klar sagen.

(Damaliger Bundesbankchef Axel Weber)

Angela Merkel reagiert

Statt entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen (das tat sie nur in besonderen Augenblicken vor den Kameras von Presse und TV), freute Merkel sich diebisch. Die Hilfspakete für Griechenland, die den völligen Bankrott verhindern sollten, und die unseren Recherchen nach rund 380 Mrd. Euro betrugen (in der Öffentlichkeit ist die genaue Zahl nicht bekannt), wurden nur zum kleinen Teil aus Geldbeständen der Zentralbanken beglichen. Zum überwiegenden Teil wurden sie als frisches Geld neu geschöpft.

So werden immense Summen heimlich ins Geldsystem geschmuggelt, mit denen die immer größer werdenden Behördenapparete durchfinanziert werden. Und das ist der Grund, weshalb die EU-Apparatschiks gar nicht böse sind, wenn einem Land wie Griechenland die Bankenkrise widerfährt.

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"Kein Kommentar zu Ihrer Finanzpolitik!"

Kurzer Nachschlag der Autorin

Es ist mir komplett bewusst, dass der Artikel nicht leicht zu schlucken, geschweige denn zu verstehen ist. Das Konzept der Geldschöpfung ist so bizarr, dass viele Menschen sich weigern, es überhaupt in dessen Existenz zu akzeptieren, also zu glauben. Ich empfehle den Film „Money as Debt“, der bei mir damals den Ausschlag gab, mich etwas intensiver mit dem Geldsystem zu beschäftigen.

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Kessie Dönhurst

Ich schreibe nur, wenn ich recht habe. Deshalb solltest Du umso aufmerksamer lesen!

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