Hohe vs niedrige Zinsen - was ist besser?

von Kessie Dönhurst

Normalerweise wird es als Konjunkturverhinderer angesehen, wenn Banken zögerlich darin sind, Darlehen rauszurücken. Das versteht sich eigentlich von selbst. Unternehmen sollen expandieren, investieren und Arbeitsplätze schaffen. Dafür brauchen sie billiges Geld, also sind niedrige Zinsen besser. Klingt einleuchtend.

Ob unter dem alten EZB-Präsidenten Draghi, oder der aktuell amtierenden Head-Honcheuse Lagarde, hat die Niedrigzinspolitik Hochkonjunktur auf EU-Ebene. Das Einzige was uns jetzt noch fehlt, ist eine brummende Wirtschaft. Aber warum kommt die nicht?

Irgendetwas stimmt doch nicht!

Die gewünschte Hochkonjunktur hat bisher noch nicht auf die Wirtschaft durchgeschlagen. Auf Deutschland und Österreich bezogen überwiegen eindeutig die Horrormeldungen. Pleiten, Konkursverschleppung und die Flucht der erfolgreichen Unternehmen ins Ausland sind die beherrschenden Themen.

Warum das so ist: Auch die günstigsten Zinsen und das billigste Geld können nicht das wettmachen, was durch Inflation, teure Energie und Überregulierung vernichtet wird. Je nachdem, wen man fragt, ist die Lage jedoch noch deutlich schlimmer. Auftritt Marc Friedrich und Matthias Weik!

Die "Crashpropheten" haben das Wort

Die Herren Friedrich und Weik haben früh schon, nämlich im Jahr 2012 Aufsehen erregt, als ihr Erstlings-Sachbuch erschien: „Der größte Raubzug der Geschichte: Warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden“. In diesem Ratgeber wird ausführlich und sachlich-nüchtern die Praxis der Geldvermehrung („Giralgeldschöpfung“) beschrieben, die dafür sorgt, dass die Fleißigen immer ärmer werden.

Die ‚Fleißigen‘ sind bei Friedrich und Weik die ganz normalen Menschen, die morgens arbeiten gehen, abends heimkommen, und alle zwei Jahre eine Lohnerhöhung bekommen, für die sie noch dankbar sind, obwohl sie kaum die Teuerungsrate ausgleicht.

Geldvermehrung führt zu Armut

Geld kann von Regierungen, Zentralbanken und auch den meisten ‚normalen‘ Geldinstituten beinahe beliebig vermehrt werden. Wie das funktioniert, könnt ihr im Artikel über Giralgeldschöpfung im Detail nachlesen. Dies nur, weil ihr wahrscheinlich gar nicht so einfach glauben könnt, dass Geld aus dem Nichts geschaffen werden kann.

Gibst Du dem Hungernden einen Fisch, kann er einen Tag lang davon leben - zeigst Du ihm, wie er fischen kann, ernährt er sich sein Leben lang.

(Volksweisheit)

Diese Geldvermehrung führt dazu, dass die Zinsen niedrig sind, die Staaten verschuldet, und die Inflation hoch. Banken selber machen sehr gute Geschäfte damit, die Regierungsmitglieder auch, und große Konzerne profitieren von billigem Geld. Das bedeutet im übertragenen Sinne, dem Hungernden einen Fisch zu geben.

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Bild: Ein Fisch macht nur für einen Tag lang satt

Kritik an Friedrich und Weik – aber eigentlich vor allem Lob

Die beiden Anlageberater haben sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Ihre Ankündigungen, dass der Euro-Raum binnen weniger Jahre kollabiert sein wird, sind so nicht eingetroffen. Dennoch lagen sie im Prinzip ihrer Kritik absolut richtig, und haben (vielleicht ungewollt) das Problem vorausgesagt, das aktuell die Lande plagt.

Durch das billige Geld werden zwar Unternehmen gepäppelt, aber auch abhängig gemacht. Jede noch so unscheinbare Krise wurde einfach mit Geld zugeschüttet – und das galt und gilt für Unternehmen genau so wie für private Haushalte. So sichert sich die Politik ihre Macht, und die Politiker ihre Posten.

Weik und Friedrich getrennt, doch die Probleme sind aktueller denn je

Christine Lagarde hat zwar bei ihrem Amtsantritt angekündigt, dass viel Geld in Infrastruktur investiert werden würde. Das für sich genommen wäre eine hervorragende Idee: Straßen, Brücken, Stromtrassen, der Bildungs- und der Gesundheitssektor sorgen – wenn es ihnen gut geht – mittel- bis langfristig für natürliches Wachstum und Konjunktur. Das ist der Teil des Sinnspruchs vom Hungernden, der sich mit einer Angel sein Leben lang ernähren kann.

Lagarde hat ihren Ankündigungen keine Taten folgen lassen. Stattdessen wurden Konjunkturpakete angeregt, die nur für noch mehr Abhängigkeiten und höhere Inflation sorgten. Für die EU-Politiker ist Inflation kein Problem. Sie haben genug (von Steuerzahlern eingetriebenes) Geld, um sich Anfang 2023 als Teuerungsausgleich pauschal selber eine Erhöhung der Bezüge um 1,7% zu gönnen. Das nennen sie bescheiden, doch nur, weil sie sich bereits im Herbst 2022 eine Erhöhung um 8,5% genehmigt haben. Ursula von der Leyen ist auch das noch nicht genug: sie verlangt weitere 15 (in Worten: fünfzehn!) Prozent mehr für EU-Beamte...

Der Sinnspruch muss vervollständigt werden

Weil wir die Situation schon versuchen, in Sinnsprüchen zu schildern, schreiben wir euch hier die vollständige Version (©1×1-FINANCE):

  • Gib dem Hungernden einen Fisch, dann machst Du ihn satt für einen Tag.
  • Gib dem Hungernden eine Angel und lehre ihn fischen, dann kann er sich sein Leben lang selber ernähren.
  • Gib dem Politiker ein Angelset, dann frisst er Dir die Köderdose mit den Würmern leer und verlangt sofort eine neue.

Kessie Dönhurst

Ich schreibe nur, wenn ich recht habe. Deshalb solltest Du umso aufmerksamer lesen!

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